Dass sich die Ohio Players nicht um Marketing-Gesetze scherten, zeigt der mutige Fakt, ein Album mit einer Ballade zu beginnen. Ich höre ja sämtliche Stücke beim Rezensieren mit voller Lautstärke und Kopfhörer, weil ich gleichzeitg vor’m PC sitze und die Wucht, mit der “Honey” aus den Ohrmuschis rüberkommt, ist gewaltig. Die Jungs aus Ohio haben bereits in den 70ern Gespür gehabt für die ersten R&B Power-Balladen. Wie immer teilen sich auch hier Sugarfoot, James Williams und Billy Beck die leadvocals.
“Fopp” ist ein geiler, scharfer Rock-Funk, in dem Sugarfoot fast wie Satchmo klingt. Heavy-Rock-Riffs und messerscharfe Falsetto-Shouts tehen über groovenden Funk-Synkopen. Genial! Nach dem ruhigeren balladesken “Let’s Love” folgt der kurze halbinstrumentale “Ain’t Givin Up No Ground”-Jam, über den ich mich jedes Mal ärgere, wenn ich ihn höre. Aber bei meinem Ärger geht es nicht um den Song selbst, sondern um den Fakt, dass es da mit Sicherheit irgendwo noch in den Archiven unveröffentliches Songmaterial gibt, zu dem bestimmt auch eine längere Version dieses Tracks gehört. Egal - es gibt Schlimmeres in der Welt, oder?
Seite B startet durch mit dem tollen “Sweet Sticky Thing”, einem relaxten jazzig angehauchten Soft-Funk-Stück, das ich eigentlich gar nicht oft genug hören kann und das jedes Mal bei mir Begeisterung auslöst. Und wer den Anfang des Stücks kennt, der soll sich mal XXX von den Red Hot Chili Peppers anhören, damit er weiss, von wem die Peppers massgeblich beeinflusst worden sind. Was danach kommt, ist wieder ein Thema für die Geschichtsbücher der Funkhistorie:
Ein pulsierender Funk-Meilenstein, eine rasante Achterbahnfahrt durch die Gehirnwindungen, die ein einziges Signal ausgeben an den Besitzer: Tanzen - Toben - Grooven! Was für das 74er “Fire” gilt, trifft für “Love Rollercoaster” erst Recht zu. Ein treibender sensationeller Dance-Groove mit der Berechtigung, sich unter den besten 100 Funk-Tracks des Universums zu befinden.
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Produced by Ohio Players (aufgenommen wurde in den Paragon Studios, Chicago)
Veröffentlichung: 1974 (Mercury Records)
Besonderheit: Wunderschönes auffaltbares LP-Cover, wie es keine CD bieten kann!
Videoclip “Love Rollercoaster”: http://www.youtube.com/watch?v=aBkVV9xxCHE
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